Mittwoch, 21. Januar 2015

Der unsichtbare Dritte



Es ist Mitte Januar und es entwickelt sich langsam zur Tradition, diesen unschlagbar günstigen Zeitpunkt eines gähnend leeren Wettkampfkalenders zu nutzen und beim Wintermarathon im Leipziger Clara-Zetkin-Park das Runden-Zählen und das 42,195-Kilometer-Laufen einzuüben. Damit einem dabei ja nicht langweilig wird und man keinen Blödsinn macht, kam der Veranstalter auf die Idee, dass man noch zwei Leute mitnehmen muss. Seit letztem Jahr wissen wir auch, dass dieser "jemand" nicht im Babyjogger sitzen darf, was eigentlich unser (fast) letzter Ausweg aus dem akuten Personalmangel darstellen sollte. Dank des guten Tümmlis durften wir aber dennoch kurzfristig starten, verfehlten aber erneut unser Zeitziel von unter drei Stunden um nur wenige Sekunden.


Dieses Jahr sollte alles anders werden. Natürlich begann alles damit, dass uns nach guter alter Tradition ein Mann fehlte, als wir uns im November anmeldeten. Nach etwas Brainstorming sagten dann auch gleich alle Kandidaten ab, die wir für fähig und verrückt genug hielten, bei unserer Samstagseinheit mitzumachen. Glücklicherweise traf ich beim Freiberger Adventslauf den Mike aus dem Harz, der auch sein Interesse bekundete. So hatten wir dann doch noch unseren dritten Mitstreiter gefunden. Und obwohl uns der gute Mike deutlich aus der U90-Wertung katapultierte, kann er doch mit Abstand der schnellsten Marathon-Bestzeit von uns Dreien aufwarten.

"Der unsichtbare Dritte"
Damit ihm die Sache nicht zu langweilig wird, stand er dann auch in Leguanos am Start - genau diese Verrücktheit haben wir gesucht. So ging es dann recht gemächlich - aber flotter als angedacht - auf die ersten Runden, die noch von vielen netten Gesprächen im Intra- und Inter-Team-Kanal geprägt waren.

In Runde vier legte Marcel dann ein Toilettenpäuschen ein. Nach einer Kurve sah ich, dass er doch einigen Rückstand hatte und beschloss spontan, auch mal für kleine Marathonläufer zu gehen. Ich war gerade fertig, als Lars und Stephan vorbei kamen. Die Beiden waren auch mal kurz im Gebüsch, sodass wir uns dann zu viert an die Verfolgung der beiden Führenden machten. Diese Konstellation hat sicher für etwas Verwirrung bei den Zuschauern gesucht.

Kurz vorm Rundendurchlauf hatten wir Mike und Karsten wieder eingeholt und die "Eiseiligen" erhöhten etwas das Tempo. Wir liefen Marcels "Wohlfühltempo" weiter und erreichten den Halbmarathon nach genau 1:27h, waren also relativ sicher auf sub3-Kurs.

Im Laufe der nächsten Runden wurden die Gespräche immer einsilbiger und ich erkundigte mich häufiger nach dem Befinden von Marcel, der mir aber jeweils versicherte, dass es ihm noch recht gut ginge. Nach der siebten Runde hat dann wohl jemand bei ihm den "beast mode"-Schalter umgelegt! Plötzlich liefen wir deutlich schneller und ich fragte mich, wozu eigentlich, denn für mich war der Zug schon längst abgefahren.

Zugegeben, wir kamen etwas näher an die nicht mehr ganz so eiligen Eiseiligen heran, aber das reicht doch niemals! Kurz vor Rundenende merkte dann auch ich, dass der Abstand jetzt deutlich geringer wurde. Aus Mike war jetzt kein Wort mehr rauszuholen und Marcel sagte, es sei sich seiner Sache sicher.

Kurz nach dem letzten Rundendurchlauf bei km 40 waren es dann nur noch wenige Meter. Ich sagte Marcel, dass ich vorlaufen würde, da sich meine Spurtfähigkeiten bekanntermaßen in Grenzen halten. Ich passierte also Lars, Stephan und Karsten und sorgte damit wohl für etwas Unruhe. Mit voll durchgetretenem Gaspedal ging es auf den letzten Kilometer. Erstmals drehte ich mich in der vorletzten Kurve um und sah knapp hinter mir nur Marcel und Mike. Damit war alles klar, wir haben unser 3-Stunden-Ziel deutlich verfehlt - aber nach unten!

In der Sauna wurde sich dann wieder aufgewärmt und der Rennverlauf noch gemeinsam diskutiert. Mike beschwerte sich noch kurz über den Rennverlauf, dass wir die erste Hälfte ja nur gequatscht haben und gerne etwas gleichmäßiger hätten laufen können, aber Spaß hat es uns allen auf jeden Fall gemacht.

 Ein uneingeschränktes Lob gilt dem Veranstalter (LG eXa Leipzig), der eine durchweg liebevoll und bestens organisierte Veranstaltung geboten hat. Nur eines ist noch zu bemängeln: Die Logik hinter unseren Teamnamen haben Sie noch nicht herausgefunden. Aber dazu haben sie noch ein paar Jahre Zeit - wir kommen sicher wieder! Sowieso ist die Konkurrenz im Wettkampfkalender im Januar ja eher mau...


Fischi

PS: Ein Dank geht an Mikes Frau für die Fotos!

1 Kommentar:

  1. Schöner Bericht ...

    Der musikalische Krachmacher an der Rennbahnecke ...

    W.S.W.

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